Akupunktur

Die Akupunktur (lat. Acus = Nadel, punctura = das Stechen) ist eine Therapieform aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Durch das Nadeln bestimmter, auf Leitbahnen bzw. Meridianen gelegener Punkte der Körperoberfläche soll Einfluss auf die „Lebensenergie des Organismus“ (Qi) genommen werden. Ein gestörter Energiefluss wird als ursächlich für Erkrankungen von Organen und Störungen von Körperfunktionen wie Atmung, Verdauung, Körperabwehr und Muskelbewegungen gesehen. Im Sinne einer ganzheitlichen Therapieform soll auch Einfluss auf die Psyche genommen werden. Darüber hinaus ist die Linderung von Schmerzen ein elementares Ziel der Akupunktur. 

Schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur

Die Neurowissenschaft sieht eine schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur auf drei Ebenen: peripher am Körper, auf Rückenmarksebene und im Gehirn.
Peripher kommt es durch das Stechen der Nadel zu einer Verletzung mit Zerstörung einer Zelle, aus der schmerzlindernde Stoffe wie ATP, Opioide und Endocannabinoide ausgeschüttet werden. Gut belegt ist außerdem, dass das Einbringen der Nadeln einen Dehnungsreiz auf Bindegewebe und Faszien ausübt und mit einer Änderung des Zellstoffwechsels einhergeht. Die Ausbildung zugfester Kollagenfasern wird gehemmt und die Grundsubstanz in ihrer Zusammensetzung positiv beeinflusst, was wiederum einen schmerzlindernden Effekt im Bindegewebe bewirkt. Myofasziale Triggerpunkte lassen sich so gut therapieren.

Auf Rückenmarksebene findet auf- oder absteigend eine Verschaltung auf verschiedene Nervenzellen statt, die wiederum die Schmerzweiterleitung hemmen können. Der Nadelreiz verursacht eine mit dem Schmerzreiz konkurrierende Empfindung. Über Mechanorezeptoren (Druck/Berührung) und Schmerzrezeptoren (Schmerz, Temperatur, Druck/Berührung) werden diese konkurrierenden Reize vermittelt und zum Rückenmarksegment geleitet. Beispiele aus dem Alltag sind die Wärmflasche, die den Bauchschmerz lindert oder ein neuer Schmerz, der den bestehenden (Kopfschmerz) verdrängt (Fassen auf eine Herdplatte).

Des Weiteren wirkt Akupunktur auf schmerzhemmende Zentren im -Gehirn wie das periaquäduktale Grau (PAG) des Mittelhirns, das seinerseits übergeordneten Zentren wie Hypothalamus und präfrontalem Cortex unterstellt ist. Studien lassen vermuten, dass der stimulierende Reiz der Nadeln im Gehirn eine vermehrte Ausschüttung schmerzlindernder und stimmungsaufhellender Substanzen auslöst, die oft als „Glückshormone“ bezeichnet werden. Dazu gehören das Serotonin, körpereigene Morphine wie das Endorphin und Enkephaline. Mit modernen Verfahren wie der funktionellen Kernspintomographie lässt sich die Wirkung der Körperakupunktur auf den Stoffwechsel im Gehirn eindeutig nachweisen. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass durch Akupunktur in den schmerzverarbeitenden Hirnarealen eine gedämpfte Reaktion auf einen Schmerzreiz erreicht werden kann. So empfanden die Probanden, die akupunktiert wurden, einen am Knöchel zugefügten Schmerzreiz als weniger gravierend als die Versuchsteilnehmer ohne Akupunktur. Für die mit Akupunktur behandelten Versuchsteilnehmer war somit der am Knöchel zugefügte Reiz weniger schmerzhaft.